Kunstwerke im Nachlass Hans Hübner: Die Weinsbergerin von Schadow

Hans Hübner war vielfältig interessiert, auch an Kunst und Kultur, sicherlich stark inspiriert durch das Künstlerleben und die Kontakte seines Vaters Julius Hübner. So war auch er in Künstlerkreisen zu Hause und umgab sich mit Kunst. In seinem Nachlass hat sich u.a. Gottfried Schadows Skulptur „Die Weinsbergerin“ erhalten, die letzte figürliche Arbeit des bereits halb erblindeten Schadow. Soweit überliefert, schenkte Julius Hübner sie seinem Sohn zur bestandenen Habilitation.
(siehe auch Lebenserinnerungen G. Schadow)

1845 Schadow, Gottfried (1764-1850) Die Weinsbergerin

Material: Bisquitporzellan
Maße: 400 mm hoch / Sockel 135 x 135 mm
Gewicht: 2780 g
Herstellung: KPM Berlin (Königliche Porzellan-Manufaktur,
wo sich die Gipsform, nicht aber die Arbeitsform lt. Modellwerkstatt bis heute erhalten hat.)

Auflage: 12 Stück (KPM-Modellbuch N°1870)
Preis um 1850: lt. KPM-Preisliste von 1849-1870:  8 Rthlr. 

Beschriftung vorne:
„Es ist Zeit: Eine will ich freijn.
Sie mußs wie die _ Von Weinsberg sein.“

Beschriftung verso:
„Gottfrid. Schadow.
1845.“

Provenienz: Nachlass Hans Hübner


aus G. Schadow Lebenserinnerungen:
„,… Noch hatte ich den Mut, eine kleine Gruppe zu modellieren nach der alten Erzählung, nach welcher Kaiser Konrad der Dritte die hartnäckigen Weinsberger über die Klinge springen lassen will, deren Frauen aber gestattet, ihr Kostbarstes aus der Stadt zu schaffen, worauf die Frauen, wie bekannt, ihre Männer auf den Rücken nahmen. […] Exemplare davon befinden sich in der königlichen Porzellanmanufaktur. So schloss ich meine Tätigkeit als Bildner, wie ich sie angefangen hatte, indem ich meine erste Arbeit nach der Rückkehr aus Italien auch für die Königliche Porzellanmanufaktur geliefert hatte. Wegen Schwäche des Auges mußte ich bei der Ausführung einen geschickten Eleven zur Hülfe nehmen.“ [171]


Die Geschichte dazu:

Im Jahr 1140 lag der Stauferkönig Kaiser Konrad III im Krieg mit dem Bayerischen Herzog Welf. Konrads Heer zog vor die Burg Weinsberg und belagerte diese. Denn die Weinsberger Bürger waren dem Bayerischen Herzog treu ergeben. Hunger kam auf bei den Belagerten, aber sie waren nicht bereit, aufzugeben.

Konrad drohte, am nächsten Morgen die Feste einzunehmen und allesamt zu töten. In der Nacht vor dem Sturm schlich sich eine junge Weinsbergerin ins feindliche Lager, um Konrad um Schonung zu bitten. Der König ließ sich gnädig stimmen und gewährte allen Weibern, vor der Eroberung die Burg zu verlassen und dabei mitnehmen zu dürfen, was sie tragen konnten.

Am nächsten Morgen staunte Konrad nicht schlecht: Durchs Burgtor den Berg herab kam ein langer Zug von Frauen, und eine jede trug ihren Mann auf dem Rücken. Da musste der König über die List der Frauen lächeln, und als sein Neffe Friedrich Einspruch erheben wollte, sagte er: „Lasst sie in Frieden ziehen. Am Wort des Königs soll man nicht drehen und deuteln!”

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